Das Wort Schlagd, das durch seine Schreibweise auffällt, findet sich häufiger als Bezeichung von Plätzen oder anderen Orten, doch stets in Verbindung mit dem Wasser. Eine Schlagd ist ein Damm zur Uferbesfestigung, dessen Wasserseite durch in den Schlick geschlagenne Pfähle gesichert wurde.

Schon recht früh begann der Warenhandel auf der Werra, belegt ist er seit Anfang des 12. Jahrhunderts. Mühlhausen war in dieser Zeit bereits eine bedeutende Handelsmetropole. Da Mühlhausen keinen eigenen Hafen besaß, ließen die Mühlhäuser die Waren seinerzeit über die Weser und Werra nach Wanfried kommen beziehungsweise versandten ihre Waren von Wanfried aus nach Übersee. Von hieraus wurden die Güter mit Pferdewagen nach Mühlhausen transportiert. Es entwickelte sich ein reger Handelsverkehr, der Wanfried allmählich anwachsen und an Bedeutung gewinnen ließ. Im Wegeverzeichnis in Leibzig von 1550 schrieb man: „Wanfried ist einer der fürnembsten Städte Europas.“

Landgraf Moritz von Hessen erteilte Wanfried 1608 die Stadtrechte und das Stapelrecht, er ließ die Werra regelmäßig auskiesen und ließ zwei Schleusen in Eschwege und Allendorf bauen. Die Hafenanlage war auf seine Veranlassung hin mit einer Kaimauer und Steinplatten befestigt worden. Der Handel auf der Werra blühte auf.  Kupfererz aus Sontra, Getreide, Flachs, Raps, Mohn, Thüringische Farbpflanzen, Bayerische Lohe, Erze und Steine wurden nach Münden und Bremen verschifft, um von dort aus nach Holland, England, Frankreich, Spanien und Amerika weitertransportiert zu werden. Für das Wanfrieder Töpferhandwerk war der Schiffsverkehr die ideale Gelegenheit ihre zerbrechliche Ware den Schiffen als Beiladung mitzugeben. Andere Schiffe brachten Gewürze, Kaffe, Tee, Wollwaren, Öle, Tabak, Reis und Zucker werraaufwärts. Die Schiffsanfuhr hatte einen Jahresdurchschnitt von rund 80.000 Zentnern, abgefahren wurden sogar 250.000 Zentner, der Handel ließ Wohlstand in die Stadt einkehren. Noch heute zieren die stattlichen Kaufmannshäuser dieser Zeit das Stadtbild.

Während des Dreißigjährigen Krieges kam sowohl die Werraschiffahrt als auch der Handel zum Erliegen, erst um 1659 erholte er sich wieder. Rund 20 Jahre später sorgte die Pest von 1682/83 und der Siebenjährige Kieg von 1760 erneut für ein Einbrechen der Handelstätigkeiten. Doch erst die Kontinentalsperre von 1806 und vor allem der Siegeszug der Dampfmaschine, also der Eisenbahn, ließen Wanfried als Umschlaghafen mehr und mehr an Bedeurtung verlieren.

Heute erinnern noch die zwei großen Schlagdhäuser und die Hafenanlage an die Glanzzeit Wanfrieds als Handelsmetropole in der Mitte Europas.

(Aus „Die Wanfrieder Schlagd“, der historische Hafen von Walter Henze 1999)